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Auch Katzen haben Bedürfnisse. Doch die decken sich leider nicht immer mit unseren. Wer möchte nicht gerne mit seiner Katze kuscheln? Katzen scheinen dafür gemacht zu sein: flauschiges Fell, niedliches Gesicht, wohliges Schnurren – es gibt nichts Schöneres als abends auf dem Sofa zu liegen, mit einer Katze auf dem Schoß. Doch nicht alle Katzen haben dieses Bedürfnis nach Nähe.

Die Wünsche der Katze achten

Nicht alle Katzen mögen die Nähe des Menschen gleich gerne. Auch Katzen haben Bedürfnisse nach Nähe oder Abstand – je nach Persönlichkeit können diese ganz unterschiedlich ausfallen. Und das sollten wir als Halter akzeptieren.

In meiner Beratung erlebe ich allerdings immer wieder, dass Grenzen überschritten werden. Katzen werden gegen ihren Willen hochgehoben, durchgeknuddelt oder im Schlaf gestört.

Übergriffig spielen

Auch beim Spielen gibt es gerne Übergriffe, die wir Menschen vielleicht gar nicht als solche wahrnehmen: Gehörst du auch zu den Haltern, die ihre Katze gerne mal auf den Rücken drehen, am Boden festhalten und durchknuddeln? Das sieht vielleicht niedlich aus und macht dir Spaß, aber für deine Katze ist es purer Stress. Wenn du deine Mieze genau beobachtest siehst du Anzeichen für Angst und Abwehr:

  • Die Katze miaut auf
  • Sie windet sich und versucht der Hand zu entkommen
  • Sie tritt mit den Hinterpfoten nach der Hand
  • Wird sie losgelassen, springt sie auf und läuft schnell weg

Wenn du diese Anzeichen siehst, höre bitte damit auf. Besser, du spielst katzengerecht mit deiner Mieze, indem du mit einer Spielangel Beute imitierst oder Bällchen wirfst, die sie fangen muss. So haben alle spaß.

 

Weil ich es will

Eine andere seltsame Unart ist mir leider auch schon einmal begegnet. Die Annahme, dass die Katze machen muss, was ich möchte, weil sie ja mir gehört. Und wenn ich JETZT kuscheln will, muss die Katze das gefälligst auch wollen. Wenn die Mieze das dann allerdings nicht möchte und vielleicht sogar abwehrend mit Fauchen und Pfotenhieb reagiert, wird auf die „böse“ und „undankbare“ Katze geschimpft.

Diese Einstellung hat mich sehr entsetzt und auch traurig gemacht. Eine Katze ist kein Ding, das ich besitze. Der Paragraph 90a im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) regelt seit 1990, dass Tiere keine Sachen sind und durch besondere Gesetzt geschützt sind. Wir sind zu Schutz und Fürsorge verpflichtet.

Die Katze ist ein eigenständig denkendes Wesen mit Gefühlen und Bedürfnissen. Es ist kein Wunder, dass sie sich wehrt, wenn sie gegen ihren Willen hochgehoben, gedrückt oder aus tiefstem Schlaf gerissen wird.

 

Sichere Beziehung aufbauen

Um eine stabile und sichere Beziehung zu deiner Katze aufzubauen, solltest du ihre Bedürfnisse beachten. Dann wird sich deine Katze bei dir sicher fühlen und von sich aus immer mehr anbieten.

Und so kannst du deiner Katze zeigen, dass du sie als eigenes Wesen siehst und ihre Bedürfnisse und Grenzen akzeptierst:

„Safe Place“ einrichten: Du solltest eine Katze niemals stören, wenn sie schläft. Erkläre ab sofort den Lieblingsschlafplatz deiner Katze zum „Safe Place“, an dem sie nicht gestört werden darf. Das gilt ausnahmslos für alle Familienmitglieder, egal wie alt sie sind und für Besucher sowieso.

Frage sie: Sei höflich und frage deine Katze immer erst, ob sie gestreichelt werden möchte. Das machst du, indem du ihr erstmal einen Finger hinhältst. Wenn sie dran schnuppert und sich dann daran reibt, kannst du ihr gerne kurz über den Kopf streicheln. Wenn Mieze mehr möchte, wird sie es dir zeigen.

Aufforderung abwarten: Streichle deine Katze nur kurz und warte dann ab, ob sie von sich aus weitere Streicheleinheiten einfordert. Wenn ja, wird sie mit ihrem Köpfchen gegen deine Hand stoßen oder dich mit der Pfote stupsen.

Sanft streicheln: Katzen mögen es, wenn sie kurz, ruhig und sanft gestreichelt werden. Natürlich gibt es auch Stubentiger, die einer kräftigen Massage nicht abgeneigt sind. Ob deine Mieze dazu gehört, solltest du vorsichtig testen.

Tabuzonen beachten: Vielleicht hat deine Katze Stellen, an denen sie auf keinen Fall berührt werden möchte. Bei einigen ist es der hintere Rücken, andere mögen es nicht, am Bauch oder den Pfoten angefasst zu werden. Achte darauf und fass sie dort nicht an. Andernfalls fängst du dir vielleicht einen Kratzer ein.

 

Körpersprache beachten

Deine Katze zeigt dir, wenn sie nicht angefasst werden möchte. Manchmal sind die Zeichen sehr subtil und für unser ungeschultes Menschenauge nicht so leicht wahrnehmbar. Wenn du die Signale zu oft missachtest, wird deine Katze stärkere Geschütze auffahren und ihre Krallen oder Zähne einsetzen.

Damit du weißt, wann deine Katze nicht mehr kuscheln möchte, beobachte sie beim Streicheln genau. Nimm die Hand weg, wenn du folgende Zeichen siehst:

  • Ohren drehen sich
  • Fell zuckt
  • Kopf dreht sich
  • Der gesamte Köper bewege sich leicht zur Seite
  • Schwanzspitze bewegt sich
  • Schwanz zuckt, je stärker, desto höher ist die Erregung
  • Pfoten werden weggezogen
  • Nase lecken
  • Schmatzen, Schlucken
  • Sie hört auf zu schnurren

 

Training hilft

Wenn deine Katze sich nicht gerne hochheben lässt, kannst du in kleinen Schritten mit ihr trainieren. Fang an, indem du einfach nur eine Hand an ihre Seite, unter ihre Brust oder den Popo legst und dann wieder wegnimmst. Nach einigen Wiederholungen geht es weiter:

  • Leg eine Hand unter die Brust der Katze – direkt hinter den Vorderbeinen.
  • Leg die andere Hand gleichzeitig an den Popo
  • Hebe die Katze nur einige Zentimeter vom Boden hoch, indem du das Hinterteil stützt und die Hand vorne nur locker zur Unterstützung an die Brust hältst.
  • Hebe sie stückweise immer weiter hoch, bis du ganz aufrecht stehst.
  • Der vordere Arm liegt dabei nur locker unter der Brust der Katze Sie kann sich mit den Vorderpfoten auf deinen Arm stützen. Der andere Arm liegt unterstützend unter den Hinterbeinen.
  • Halte deine Katze nicht fest.
  • Sobald deine Mieze auch nur die kleinste Bewegung macht oder sich Richtung Boden wendet, setze sie vorsichtig ab.
  • Lobe sie ausgiebig nach jeder Trainingseinheit.

Du kannst das Ganze mit Clickertraining unterstützen.

Du wirst sehen, wenn du die Bedürfnisse nach Abstand und Nähe und die Grenzen deiner Katze akzeptierst, wird sich eure Beziehung weiter vertiefen und verbessern. Deine Katze wird sich noch sicherer bei dir fühlen und dir von ganz alleine mehr erlauben.