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Kastration kann viel Tierleid verhindern. Jetzt im Mai sind bald die ersten Maikätzchen da. Tierheime und Katzenhilfsorganisationen werden dann wieder überfüllt sein mit kleinen Kitten, da leider immer noch zu viele Katzen unkastriert sind.

Ist die Katze nicht kastriert wird sie normalerweise zweimal im Jahr rollig: Im Frühling und im Frühsommer.
Sie kann dann in Schnitt 3 Kitten bekommen. Wann die Katze rollig wird, hängt von der Tageslänge ab.
Eine Hauskatze, die unter regelmäßigen Lichtbedingungen gehalten wird und damit eigentlich täglich 12 bis
14 Stunden Licht pro Tag ausgesetzt ist, kann zu allen Jahreszeiten rollig werden und Junge bekommen. Laut der Tierschutzorganisation PETA können eine unkastrierte Katze und ihre Nachkommen innerhalb von 7 Jahren zusammen 370.00 Katzen zeugen. Da man sich das nur schwer vorstellen kann hier zur Veranschaulichung eine schöne Grafik dieser „Katzenpyramide“ von PETA.

Zwar gibt es noch keine durchgehende Kastrationspflicht in Deutschland, aber viele Städte und Gemeinden haben inzwischen eine Kastrationsverordnung für freilaufende Katzen erlassen. Welche das sind, seht ihr zum Beispiel bei TASSO.

Wann kastrieren?

Auch in meinen Beratungen habe ich immer wieder Fälle, bei denen ich es mit unkastrierten Katzen zu tun habe. Manche sind noch klein und die Halter haben den Eingriff noch nicht durchführen lassen, weil ihr Tierarzt der Meinung war, dass man das erst ab dem 6 oder 7 Monat machen müsse. Erst dann würden Katzen geschlechtsreif werden.

Leider stimmt das nicht. Inzwischen ist klar, dass Katzen auch schon mit 4 bis 5 Monaten Junge bekommen können. Wie häufig sieht man junge Streunerkatzen, die noch nicht mal ein Jahr alt sind, und schon einen eigenen Wurf versorgen müssen. Man sagt, dass die schlanken Rassen wie Orientalen eher geschlechtsreif werden und größere Rassen oder Langhaarkatzen wie Maine Coon später. Ich würde mich da aber nicht drauf verlassen. Die englische Organisation International Cat Care empfiehlt jedenfalls ganz klar die frühe Kastration mit 4 Monaten für alle Katzen.

Dem kann ich mich nur anschließen. Wenn ihr junge Kätzchen aufnehmt, ob vom Bauernhof, aus dem Tierschutz oder von privat: Bitte lasst sie mit 4 bis spätestens 5 Monaten kastrieren. Es schadet den Kitten nicht und kann großes Tierleid verhindern. Außerdem könnt ihr euch so auch einige Problem ersparen.

Verhaltensproblemen vorbeugen

Dieses Jahr wurde ich schon zu drei Fällen gerufen, die mit unkastrierten Katzen zu tun hatten. Hier sehr ihr, welche Probleme in diesem Zusammenhang auftreten können:

Unsauberkeit: Die Kitten waren ca. 4 Monate alt und haben angefangen wahllos überall hinzupinkeln und zu markieren. Der Tierarzt wollte die Kastration noch nicht durchführen. Nachdem ich die Kundin noch einmal eindringlich gebeten habe, die Kitten möglichst schnell zu kastrieren, hat sie einen Termin gemacht und bald waren Markieren und Unsauberkeit Geschichte.

Aggression: Ich wurde angerufen, weil der 1-Jährige Kater der Familie von einem Tag auf den anderen vom süßen Schmusekater zum aggressiven Terrorkater mutiert ist: Er wollte nicht mehr fressen, attackierte die Halterin und war einfach nicht mehr wiederzuerkennen. Im Verlauf des Gesprächs kam heraus, dass noch eine Katzendame im Haushalt lebt. Ebenfalls ca. ein Jahr alt. Und beide Tiere waren noch nicht kastriert! Die beiden sind als Kitten von privat zu den Haltern gekommen. Das war im Winter. Da war alles gut. Doch jetzt im Frühling, fing die Katze an rollig zu werden und der potente Kater wollte unbedingt zu ihr. Zum Glück waren die beiden Katzen getrennt und reine Wohnungskatzen. So konnte wenigsten kein ungewollter Nachwuchs entstehen. Ich bat die Halter, so schnell wie möglich beide Tiere kastrieren zu lassen.

Harnmarkieren: Der 2-Jährige Kater wurde recht spät kastriert. Erst mit 10 Monaten, nachdem er angefangen hatte als potenter Kater zu markieren und die – zum Glück schon kastrierte – Mitkatze immer wieder besteigen wollte. Das Bedrängen hat aufgehört aber er in Stresssituationen markiert er nach wie vor. Mit verschiedenen Verhaltensmaßnahmen haben wir es etwas in den Griff bekommen, doch ganz weggehen wird es wohl nicht mehr.

Ihr seht, eine frühe Kastration kann also auch Verhaltensproblemen vorbeugen. Eine Studie der Winn Feline Foundation hat unter anderem gezeigt, dass Kater, die erst nach Erreichen des 1. Lebensjahres kastriert wurden aggressiver und weniger anhänglich waren als Geschlechtsgenossen, die früher kastriert wurden.

 

Faktencheck

Müssen Katzen eimal in ihrem Leben Junge bekommen, damit sie ein glückliches Katzenleben führen können? 

Nein! Das ist ein altes Ammenmärchen und es hält sich leider nach wie vor in einigen Köpfen. Doch die Fortpflanzung ist weder aus medizinischer noch aus verhaltensphysiologischer Sicht für eine Katze notwendig. Sie kann auch ohne diese Erfahrung ein schönes und glückliches Katzenleben führen.

Gibt es Nachteile bei einer Frühkastration?

Nein. Diverse Vorurteile gegen Frühkastration wurden inzwischen wiederlegt. So werden früh kastrierte Katzen nicht wesentlich dicker und auch das Risiko bei der OP ist nicht höher, im Gegenteil. Die OP ist oft kürzer, es wird weniger Narkosemittel gebrauch und die jungen Tiere erholen sich schneller. Zudem wirkt sich eine Kastration generell auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere aus.

Daher bitte ich alle: Lasst eure Kitten so bald wie möglich kastrieren. Es spricht nichts gegen eine Frühkastration, aber viel dagegen.

Auf einen Blick: Die Vorteile der Frühkastration

  • Doppelt so hohe Lebenserwartung wie bei einem unkastrierten Tier
  • Keine unkontrollierte Vermehrung
  • Geringeres Unfallrisiko, da kastrierte Kater nicht so viel streunen
  • Weniger Revierkämpfe und damit weniger Verletzungen
  • Verringertes Risiko einer Übertragung von Infektionskrankheiten wie FIV oder FeLV (Leukose),
    da es weniger Kämpfe gibt
  • Anhänglicher gegenüber dem Menschen
  • Höhere Lebenserwartung
  • Das Risiko für hormonell Erkrankungen wie Zysten, Gesäugetumoren oder Gebärmutterentzündungen
    bei der Kätzin sinkt drastisch
  • Das Risiko für Prostatakrebs beim Kater sinkt ebenfalls