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Wenn es um das Thema Erziehung von Katzen geht, fallen einem immer zuerst Verbote ein: „Tu dies nicht, du das nicht, lass das, runter da!“ Ein entschiedenes „Nein“ kann deine Katze zwar vom Tisch scheuchen, aber wohl fühlt sie sich dabei nicht. Und du? Es ist doch viel schöner und auch einfacher „JA“ zu sagen. So kannst du deine Katze ohne Bestrafung und Verbote erziehen.

 

Sag JA, nicht NEIN

Bei Beratungen berichten mir Halter oft voller Stolz, dass ihre Katze ganz genau weiß, was „Nein“ heißt. Doch weiß sie das tatsächlich? Springt sie jetzt nie wieder auf den Tisch? Tatsache ist: Die meisten Katzen machen einfach trotzdem was sie möchten – und zwar dann, wenn ihr Halter nicht anwesend ist.

Ich halte es daher andersherum. Meine Katzen sollen wissen was „Ja“ heißt. Darum sage ich immer „JA“ zu meinen Katzen. Warum das netter, schöner und entspannter für alle Beteiligten ist? Schauen wir uns doch mal beide Worte etwas näher an:

NEIN

  • Nein ist in erster Linie ein Verbot.
  • Oft wird es mit lauter und strenger Stimme ausgesprochen.
  • Deine Katze kann sich erschrecken, wenn deine Stimmlage lauter und höher wird.
  • Oftmals verbindet deine Katze weitere bedrohliche Maßnahmen mit dem Wort, zum Beispiel grob angefassen oder weggestoßen zu werden, mit Wasser bespritztoder mit etwas beworfen zuwerden, Händeklatschen, schnelles auf sie zu stürmen. Kein Wunder also, dass sie irgendwann schon alleine bei dem Wort „Nein“ wegrennt.

Und was empfindet deine Katze dabei?

Sie fühlt sich unwohl oder hat sogar Angst! Denn sie weiß, dass gleich etwas Unangenehmes passiert, sie wird bestraft. Ist deine Katze sehr sensibel, kann sie das stark verunsichern oder sogar zu Aggressionen führen. Bestenfalls, bleibt deine Katze cool und hört einfach nicht auf dich. Dann hat das „Nein“ aber auch keinen Sinn.

Und du? Wie fühlst du dich, wenn du immer wieder „Nein“ sagst und dein Katze vor dir wegrennt? Fühlst du dich gut und happy? Oder regt es dich innerlich auf und dein Stresspegel steigt. Vermutlich eher letzteres. Niemand fühlt sich gut, wenn er seine Katze bestraft.

 Wie sieht es nun aus, wenn du „Ja“ sagst?

 

JA

  • Ja ist etwas Positives, ich stimme zu.
  • Wenn du es aussprichst, schwingt Freude in deiner Stimme mit.
  • Wenn mit dem „Ja“ eine tolle Belohnung einher geht, zum Beispiel Kuscheln, Spiel, Futter oder Freigang wird deine Katze das „Ja“ damit verbinden und das Verhalten öfters zeigen.

Und was empfindet deine Katze dabei?

Deine Katze empfindet Freude. Sie muss keine Angst vor Strafen haben, da immer etwas Schönes passiert und sie weiß das. Deine Katze möchte jetzt mehr mit dir interagieren, sie fühlt sich in deiner Nähe sicher und wohl und vertraut dir.

Auch du wirst dich besser fühlen, wenn du „Ja“ zu deiner Katze sagst. Denn du und deine Katze ihr findet jetzt gemeinsam einen Weg. Sie kann das machen, was sie gerne möchte, und zwar auf eine Art und Weise, der du zustimmen und mit der du wunderbar leben kannst. .

Und was heißt das jetzt genau?

Sag JA zu deiner Katze

Es gibt immer wieder Situationen, in denen deine Katze etwas gerade nicht machen sollte oder ein anderes Verhalten wünschenswert ist. Wie wäre es, wenn du deiner Katze ein Alternativverhalten anbietest und sie dafür belohnst, dieses Verhalten also „bejahst“ anstatt ihr immer alles zu verbieten?

Dabei ist es wichtig, zu überlegen, was die Katze mit ihrem Verhalten erreichen will und ihr das zu geben – nur auf eine andere Art und Weise. Hier sind einige konkrete Beispiele, die du im Alltag umsetzen kannst:

Deine Katze kratzt am Sofa

Warum tut sie das? :

1.) Markierverhalten: Katzen möchten durch Kratzen anderen Katzen zeigen, wo sich ihr Revier befindet. Je stärker ein Gegenstand zerstört und in Fetzen ist, desto besser. Sofas und Tapeten sind dafür einfach besonders gut geeignet.

2.) Sie möchte Aufmerksamkeit oder langweilt sich: Du reagierst immer recht zuverlässig, wenn deine Katze am Sofa kratzt? Auch wenn es eher negativ ist – es kommt ein wenig Action in den Alltagstrott. Deine Katze hat dich gut im Griff 😉

Mögliche Alternativverhalten:

A) Stelle einen Kratzbaum, eine Kratzsäule oder ein Pappkratzbrett genau neben das Sofa und bestärke deine Katze jedes Mal, wenn Sie daran kratzt, indem du sie lobst oder streichelst.

B) Wenn deiner Katze langweilig ist, stelle einen Karton neben das Sofa. Sie wird ihn vermutlich direkt erkunden und sich auch hineinsetzen. Sobald sie drinsitzt, greife zu einem Spielzeug und biete es ihr an. Vermutlich ist sie erst einmal etwas verdutzt, weil sie gerade nicht spielen wollte, aber schnell wird sie das Prinzip begreifen: „Wenn ich mich in den Karton setze, wird gespielt.“

Deine Katze läuft immer über die Tastatur

Warum tut sie das?

1.) Sie möchte Aufmerksamkeit: Du sollst dich jetzt mit ihr beschäftigen, sie möchte kuscheln

2.) Sie will dabei sein: Deine Katze möchte einfach nur in deiner Nähe sein.

Mögliches Alternativverhalten

Räume eine Ecke deines Schreibtisches frei oder stelle einen Stuhl direkt neben deinen. Leg hier ein gemütliches Kissen hin oder stelle einen Karton auf.

Locke deine Katze jedes Mal direkt auf diesen Platz, wenn sie zu dir hochspringt. Das kannst du anfangs mit Leckerchen machen, meistens reicht aber auch ein leichtes Klopfen mit der Hand auf den angebotenen Platz.

Sobald deine Katze sich auf den Platz begibt, fange an, sie zu streicheln und zu belohnen. Lotse sie jedes Mal wieder auf den Platz, wenn sie sich fortbewegt. Streicheleinheiten und Aufmerksamkeit erhält sie konsequent immer auf diesem Platz. Schnell wird sie feststellen, dass es sich lohnt, wenn sie sich direkt dorthin begibt.

Tipp: Anfangs belohnst du sie noch sehr häufig mit Streicheln, dann kannst du es nach und nach ausschleichen. Wenn sie einschläft, lass sie einfach in Ruhe. So habt ihr beide etwas davon: Sie deine Nähe und ab und zu etwas Streichelmassage, du eine zufrieden schnurrende Katze an deiner Seite. 

Deine Katze springt ständig auf den Tisch

Warum tut sie das?

1.) Sie ist neugierig: Katzen möchten gerne wissen, was gerade passiert und alles genau untersuchen, vor allem, wenn es nach leckerem Essen riecht.

2.) Sie will dabei sein: Deine Katze möchte einfach in deiner Nähe sein.

Mögliche Alternativverhalten

A) Im Prinzip ist es wie bei der Tastatur. Biete ihr einen schönen Platz an, von dem sie alles beobachten kann und an dem sie ab und zu Aufmerksamkeit und Zuwendung bekommt.

B) Wenn Sie wegen des Essens auf den Tisch springt, gibt ihr zur Belohnung, dass sie auf ihrem Platz bleibt, immer wieder mal eine Leckerchen. Das kannst du gerne mit Clickertraining unterstützen. Oder sie bekommt etwas vom Tisch, das sie untersuchen und mit dem sie spielen darf. Vielleicht hast du ja gerade für diesen Zweck schon etwas zurecht gelegt 😉

 

Noch eine Anmerkung zum Tisch: Ich erlebe öfters in meinen Beratungen, dass die Katzen aus Prinzip nicht auf den Tisch sollen. Aber warum? Für Katzen ist es ganz natürlich nach oben zu gehen, weil sie von dort einen guten Überblick haben. Zudem sind sie uns dann näher und sehen, was wir gerade machen. Ich freue mich immer sehr über neugierige und aufmerksame Katzen, zeigt es doch, dass sie sich wohl fühlen und gesund sind. Ich würde mir viel eher Gedanke machen, wenn eine Katze überhaupt nicht an den Vorgängen um sie herum interessiert ist. Es spricht also nichts dagegen, deine Katze auf den Tisch zu lassen, solange da kein Essen steht. Und dafür kannst du ihr ja jetzt ein Alternativverhalten anbieten.

Die Katze miaut an der Terrassen-/Balkon-/Haustür

Warum tut sie das?

1.) Weil sie raus möchte und nur du ihr die Tür öffnen kannst. Sie hat dich gut trainiert 🙂

Mögliches Alternativverhalten

Wähle einen Platz aus, zum Beispiel einen Karton direkt bei der Tür oder eine Fußmatte. Sobald sich die Katze dort ruhig hinsetzt, öffnest du die Tür.

Vielleicht hat sie damit gar nicht gerechnet, aber sie wird registrieren, dass du jedes Mal die Tür öffnest, wenn sie auf diesen speziellen Platz geht und dabei ruhig ist. Also wird sie dieses Verhalten bald öfter zeigen, wenn sie raus möchte.

Natürlich kannst du es nicht immer sehen, wenn du gerade in einem anderen Zimmer bist. Falls sie dann anfängt zu miauen, ignoriere das. Öffne erst die Tür, wenn sie ruhig ist und auf dem Platz sitzt.

 

Ist ignorieren nicht auch eine Art Strafe?

Ja, aber es ist keine, bei der deine Katze Angst bekommt. Sie ist natürlich anfangs gefrustet, aber du bietest ihr ja ein Alternativverhalten an, dass die erwünschte Belohnung bringt.

Wenn du einfach nur „Nein“ sagst und nichts weiter anbietest, dann würde der Frust immer größer werden und es kann erst recht zu Problemen kommen.

 

So, jetzt bist du gefragt:

  • In welche Situationen sagst du „Nein“ zu deiner Katze?
  • Was möchte deine Katze in diesem Moment?
  • Welches Alternativverhalten könnte deine Katze stattdessen zeigen, damit du ihr das Gewünschte geben kannst?

Sobald deine Katze einmal das Prinzip verstanden hat, wird sie von sich aus, das gewünschte Verhalten zeigen und auch schneller auf andere Situationen übertragen können.

Und nun viel Spaß bei deiner neuen Erziehungsmethode: Sag JA zu deiner Katze!